Die Sonne war im Mai 2024 besonders aktiv und verursachte einige extrem grosse Eruptionen und damit starkes Weltraumwetter.
Die Eruptionen stiessen geladene Teilchen in Richtung Erde aus, wo sie am 10. Mai eintrafen und eines der grössten Polarlichter seit Jahrzehnten oder möglicherweise sogar Jahrhunderten verursachten.
Für das Astronomische Institut der Universität Bern (AIUB) sind diese Ereignisse einzigartig in der Forschung:
Die Gruppe Space Weather will die Physik von Sonneneruptionen verstehen und Modelle zu deren Vorhersage verbessern.
Gemeinsam mit der Satellitengeodäsie-Gruppe wollen wir ihren Einfluss auf die Umlaufbahnen von Satelliten untersuchen, die bei den jüngsten Ereignissen ebenfalls stark betroffen waren.
Sonneneruptionen werden nach ihrer Intensität in A, B, C, M (mittelstark) und X (extrem) eingeteilt.
In den vergangenen zwei Wochen gab es 18 Eruptionen der Klasse X (siehe Bild), was sehr selten ist.
In den meisten Monaten gibt es keine einzige Eruption der Klasse X.
In der Nacht vom 10. Mai wurde das Polarlicht viel weiter in Richtung Äquator beobachtet als üblich.
Die Schweiz wurde Zeuge eines prächtigen Schauspiels roter, rosafarbener und grüner Polarlichter, die sogar in Städten mit blossem Auge sichtbar waren.
Da Kameras „Licht sammeln“ können, das heisst, sie können Bilder mehrere Sekunden lang belichten, erscheinen die Farben lebendiger als mit dem Auge.
Das oberste Bild zeigt eine Zusammenstellung von 3 Bildern, die L. Kleint am 10. Mai in Dübendorf mit einer Belichtungszeit von 2.5 Sekunden aufgenommen hat.
Gemäss spaceweather.com wurden sogar in Puerto Rico auf 18° N Polarlichten gesehen.
Dies ist so selten, dass andere aufgezeichnete Ereignisse nur 1921 und 1859 stattfanden, was den Mai 2024 zu einem Jahrhundertereignis macht.
Die nächste Nacht verbrachte die Gruppe Space Weather am Observatorium des AIUB in Zimmerwald, wo einige schwache Polarlichter in Richtung Norden zu sehen waren, diesmal jedoch nur auf Bildern.
Der Grund dafür war die Ausrichtung des interplanetaren Magnetfelds, welches am 10. Mai viel günstiger ausgerichtet war,
so dass die Bedingungen für Polarlichter in der ersten Nacht günstig waren, in der zweiten Nacht jedoch nicht.
Die Space Weather Gruppe entwickelt zurzeit ein Instrument, mit welchem noch grössere Eruptionen auf weit entfernten Sternen gemessen werden können.
Das Instrument wird am Observatorium in Zimmerwald installiert werden und soll helfen, die physikalischen Mechanismen hinter Eruptionen zu verstehen.