Die Anfänge
Das Observatorium Zimmerwald wurde 1955 bis 1956 erbaut. In den Jahren 1956 bis 1958 konnte erstmals mit einer kleinen Schmidt-Kamera (25 cm Öffnung, 104 cm Brennweite) beobachtet werden.
Seit 1959 stehen die grosse Schmidt-Kamera(40 cm Öffnung, 104 cm Brenn-weite) sowie ein Cassegrain-Instrument (60 cm Öffnung, 13 m Brennweite) zur Verfügung.
Der grösste Teil der wissenschaftlichen Beobachtungsarbeit erfolgte mit der Schmidt-Kamera, die sich dank dem Gesichtsfeld von 6 Grad besonders gut für Himmelsüberwachungen eignete.
Photographische Beobachtungen
Am 2. März 1957 entdeckte Prof. Max Schürer eine Supernova 14ter Grösse in der Galaxie NGC2841.
Am 2. Oktober 1957 entdeckte Prof. Paul Wild den Kometen 1957f.
Erwähnenswert ist der im Jahre 1978 entdeckte Komet Wild-2. Am 2. Januar 2004 flog die NASA-Raumsonde Stardust durch den Schweif des Kometen Wild-2 und brachte Kometenstaub erfolgreich zurück auf die Erde.
Ab etwa 1965 beteiligte sich das AIUB auf Initiative von Prof. Max Schürer an den weltweit koordinierten optischen Beobachtungskampagnen aktiver und passiver geodätischer Satelliten. Insbesondere wurden die Satelliten GEOS, Explorer, Pageos und Echo mit der Zimmerwalder Schmidt-Kamera beobachtet.
Als Resultat erschien Zimmerwald erstmals als Station im weltweiten Netz der Satellitenbeobachtungsstationen. Die Genauigkeit der Stationskoordinaten betrug damals etwa 5 m.
Mitte der 1970er Jahre gerieten die Richtungsbeobachtungen mehr und mehr in Vergessenheit. Grund dafür war die äusserst arbeitsintensive Auswertung der photographischen Beobachtungen.
Laser-Beobachtungen
1971-1972 fanden erste Versuche mit einem vom Institut für Angewandte Physik der Universität Bern (IAP) gebauten Laser statt, der auf das astronomische Teleskop montiert wurde. Wertvolle Erfahrungen wurden gesammelt, zählbare Erfolge waren minimal.
1974-1976 wurde die Satellitenbeobachtungsstation Zimmerwald (neue Kuppel) in Zusammenarbeit mit dem IAP aufgebaut.
1976-1979 wurden mit dem Berner Rubinlaser Testmessungen zu Satelliten mit einer Genauigkeit von etwa 80 cm durchgeführt.
1981-1984 wurde ein neuer Laser aufgebaut. Optik, Elektronik und Software wurden wesentlich verbessert. Distanzen zu geodätischen Satelliten konnten mit einer Genauigkeit von etwa 8 cm gemessen werden.
1987 wurde Prof. Werner Gurtner Leiter des Observatoriums Zimmerwald.
Die Fundamentalstation
Seit 1984 arbeitet die Satellitenbeobachtungsstation operationell, mit Beteiligung an vielen internationalen Kampagnen, insbesondere an
- MERIT, einem 1983/1984 durchgeführten Projekt von 14 Monaten zur Bestimmung der Erdrotation unter Verwendung sämtlicher damaliger geodätischer Raumverfahren
- Wegener Medlas zur Erforschung der Geotektonik des Mittelmeerraumes
- Crustal Dynamics Project (CDP) der NASA mit Fragestellungen zur globalen und regionalen Geodynamik
- IERS (International Earth Rotation and Reference Systems Service) entstanden aus MERIT
Seit dem Kauf der ersten CCD-Kamera (Charge Coupled Device) im Jahre 1989 werden in Zimmerwald wieder astrometrische Beobachtungen durchgeführt.
1990 wurde die Station ans Internet angeschlossen.
1992 konnte die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landestopographie (swisstopo) intensiviert werden. Das Bundesamt beteiligt sich auch an den Laserbeobachtungen in Zimmerwald.
Ab 1995 beteiligt sich das Geodäsie- und Geodynamik-Labor (GGL) der ETH Zürich durch Bau und Betrieb einer Gravimeterstation am Observatorium Zimmerwald.
1997 wurde ZIMLAT, ein neues 1 m-Teleskop für astrometrische und Laser-beobachtungen, eingeweiht.
Mit der Gründung des International Laser Ranging Service (ILRS) wird Zimmerwald 1998 eine Beobachtungsstation dieses Dienstes.
2006 Das Observatorium Zimmerwald besteht seit 50 Jahren. Für das Institut für Angewandte Physik (IAP) wurde ein Neubau errichtet, der vor allem Experimente für die Erforschung der Atmosphäre aufnimmt. Das AIUB installiert auf dem Dach dieses Neubaus ein robotisches Teleskop für optische Satellitenbeobachtungen.
2009 wurde Prof. Dr. Thomas Schildknecht Leiter des Observatoriums Zimmerwald.
2010 erfolgreich Lasersignale zum Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) gesandt.